Dieser Bericht wurde uns von Judith Zuckermann zur Verfügung gestellt,
zum Vergrößern der Bilder einfach draufklicken!
Teil 311.10.01 Gegen Morgen stürmt es wie jeck und der
Himmel ist total bewölkt. Wir wollen weiter die Schlucht rauf und uns die Piste nach Imilchil ansehen. Kurz nach dem kleinen Ort geht es in engen Serpentinen bergauf. Oben ist ein kleiner Parkplatz, von dem man einen atemberaubenden Blick in die Schlucht und auf die Serpentinenstrecke hat. Dann geht es in größeren Kehren wieder etwas bergab, bis man durch die
eigentliche Klamm fährt. Wir fahren bis Msemir – ein Bergdorf.
Dort ist es mittlerweile saukalt, sehr windig und es fängt an zu regnen. Ab
hier beginnt die Piste. Wir halten am Ortsende an und gleich kommt wieder jemand
auf uns zu und fragt, wo wir hinwollen. Wir sagen ihm, dass wir nach Imilchil
wollen und er zeigt auf den dunklen Himmel und meint: „possible – mais
dangereux“! Er meint, es sei morgen besser, wenn das Wetter besser ist. Es ist wirklich saukalt und wir kehren
um. Wir fahren bis Boumalne und trinken dort erst mal einen Tee zum Aufwärmen. Danach geht es über die „Straße der Kasbahs“ wieder zurück bis Ouarzazate. Gegen 15.00 Uhr erreichen wir Ouarzazate und haben noch Zeit genug, einen Abstecher nach Ait-Benhaddou zu machen. Wir klettern ein bisschen in dem arg zerfallenen Agadir herum. Die Kinder betteln nach Stylos, Bonbons und natürlich Dirhams. Es ist 17.00 Uhr und wir müssen uns so
langsam nach einer Herberge umschauen. Kurz hinter dem Abzweig nach
Ait-Benhaddou, an der Hauptstraße zum Tizi-n-Tichka, gibt es einen neu
eröffneten Campingplatz. Der ist aber noch so neu, dass es dort noch keinen
Baum oder Strauch gibt. Der ganze Platz ist ein einziger Staub und wir machen
wieder die Biege. Wir landen schließlich auf dem älteren Platz, Camping
Municipale, direkt in Ouarzazate. 12.10.01 Mitten in der Nacht werde ich wach. Ralf
rumort rum und muss zum Klo. Ihn hat es erwischt – er hat Magenkrämpfe und
Schüttelfrost. Morgens hat er Kopf- und Gliederschmerzen
– das gibt heute einen Tag
Auszeit. 13.10.01 Ralf geht es wieder einigermaßen, er ist
nur noch ein bisschen schlapp, unkonzentriert, und kann die Fahrt heute nicht so
richtig genießen. Schade, denn es geht durch landschaftlich sehr schöne
Gebiete. Die Straße bis Tazenakht ist relativ
schmal, mit viel Schotter drauf. Es geht durch hügelige Gegend und ist sehr
kurvig. Etwa
50 Kilometer weiter wollen wir einen Abstecher nach Ifni machen. Dort gibt es
einen in den Berg gehauenen Agadir. Die Straße dorthin soll offensichtlich neu
geteert werden, aber es ist alles noch im Bau. Also bahnen wir uns einen Weg
über die provisorische Piste. Eine Schar Kinder begleitet uns – wir müssen
durch ein ausgetrocknetes Oued, dann wird der holprige Weg immer schmaler und
schließlich finden wir uns in einer Sackgasse mitten im Dorf wieder. Einer der
Jungs zeigt auf einen schmalen Pfad durch die Oasengärten, aber da haben wir
nun wirklich keine Böcke mehr drauf. Wir drehen um, finden blöderweise nicht
den gleichen Weg zurück und landen im tiefen Sand! Zurück auf der Hauptstraße geht es weiter Richtung Taliouine und dann durch die Sous-Ebene mit herrlichen Ausblicken auf die schneebedeckten Gipfel des hohen Atlas. Bald kommt der Abzweig zum Pass Tizi’n Test. Die
Passstraße ist sehr schmal, die Fahrbahnränder, wie meistens, sehr ausgefranst
und teilweise in kurzen Passagen geschottert. Die Landschaft ist grandios und wir beschließen, im Hotel/Restaurant La Bellevue auf der Passhöhe ein Zimmer zu nehmen. 14.10.01 Für marokkanische Verhältnisse bekommen
wir heute ein richtig üppiges Frühstück: Brot, Butter, Marmelade,
Schmelzkäse, Oliven, frischgepressten Orangensaft, Kaffee und ein paar Kekse.
Die fantastische Aussicht gibt es inklusive. Wir frühstücken in der Sonne auf
der Terrasse und es ist einfach klasse! Wir bepacken die Moppeds und es geht
weiter. Bis ca. 35 Kilometer vor Marrakech geht es sehr kurvig durch die Berge
– eine tolle Strecke! Wäre es nicht so eng und unübersichtlich, könnte man
es hier richtig fliegen lassen! Irgendwann wird der Verkehr dichter und
wir sind schon bald in den Randgebieten von Marrakech. Es ist alles gut
ausgeschildert und wir folgen den Schildern zum Djemna-el-Fna. Da wir an die kleinen Hotels dort in den
Seitenstraßen nicht nah mit den Moppeds rankommen, fahren wir doch zum Hotel
Ibis, dass wie alle „Ibisse“ am Bahnhof liegt. Später fahren wir mit dem Taxi zum
Djemna-el-Fna, stürzen uns ins Getümmel und schlendern stundenlang durch die
Souks. 15.10.01 Heute geht’s Richtung Küste - nach
Essaouira. Es sind 170 Kilometer stinklangweilige Strecke – es geht aber halt
nicht anders. Wir reißen die Strecke in einem Rutsch runter und sind um 13.00
Uhr da. Am späten Nachmittag gehen wir auf
Entdeckungstour. Vom Hafen geht es weiter durch die
Medina. Es fängt an zu dämmern und eine eigenartige
Atmosphäre liegt über der Stadt – man sieht viele Künstler- und
Aussteigertypen. Die Stadt ist sauber, kein Schmutz – kein Staub, alle Wege
befestigt – gefliest oder gepflastert. Ganz enge Gassen, die sich immer wieder
in wunderschöne Höfe öffnen. Überall hängen und stehen orientalische Lampen
herum und tauchen die Stadt in verzauberndes Licht. 16.10.01 Heute ist es bewölkt, total diesig, und
ich verzichte darauf noch Fotos zu machen. So starten wir über die einsame Küstenstraße
Richtung El-Jadida. Hier wollten wir uns eigentlich die
Portugiesische Zisterne ansehen. Es ist jetzt 15.30 Uhr. Ralf hat irgendwie keine
Böcke mehr und meint, ob wir nicht zusehen sollten, dass wir so schnell und so
weit wie möglich nach Norden kommen. Eigentlich ist es mir jetzt auch egal und
ich willige ein, bis Casablanca, also noch 100 Kilometer, zu fahren. Dort wollen
wir uns dann ein Zimmer im „Ibis“ nehmen. Gesagt – getan. Die Straße nach Casa
ist gut ausgebaut und wir sind relativ schnell dort. Mitten durch Casablanca zur abendlichen
Rush-Hour – geile Sache! Wir müssen zig Mal fragen, weil es 2 Bahnhöfe gibt
und Frau Därr in ihrem Reiseführer mal wieder nicht dazugeschrieben hat, bei
welchem Bahnhof das „Ibis“ ist. Es ist ein Wahnsinns-Verkehr – Mopped
kocht fast über – aber es klappt erstaunlich gut, zwischen den Autos hin und
her zu huschen. Nervig ist eigentich nur die Sucherei nach dem Hotel.
Schließlich haben wir es dann doch gefunden, es liegt am „Gare des Voyageurs“
– eigentlich ganz logisch, denn der andere Bahnhof ist der Güterbahnhof, da
wird es kaum ein Hotel geben! Eine abgeschlossene Garage gibt es nicht – wir
müssen auf dem großen Parkplatz davor parken, der allerdings angeblich die
ganze Nacht über bewacht ist. Naja, hoffen wir das Beste. Wir schleppen unser gesamtes Gepäck auf’s
Zimmer und sind nassgeschwitzt. Die Moppedhosen stinken langsam – es ist schon
nicht mehr feierlich! Wir flüchten schon vor uns selber unter die Dusche! 17.10.01 Wir bepacken unsere „Wüstenschiffe“ und kämpfen uns anschließend durch den morgendlichen Großstadtverkehr – Richtung Moschee Hassan II. Diese wollen wir diesmal unbedingt von innen besichtigen. Es gibt sogar
eine Führung in Deutscher Sprache. Am Eingang müssen natürlich die Schuhe
ausgezogen werden. Es werden Plastiktüten ausgeteilt. Der Typ mit den Tüten
grinst schon, als wir unsere dicken Cross-Stiefel ausziehen und gibt jedem noch
eine zweite Tüte. Das Innere der Moschee ist ein Traum aus
Granitsäulen, Marmor, handgeschnitztem Stuck, Zedernholz, Mosaiken und riesigen
Kristalllüstern. Als wir mit unserer Besichtigung am Ende
sind, ist es schon wieder Mittag und wir verlassen die Stadt Richtung Norden.
Vorbei an schönen Badeorten und vielen Stränden – zwischen Casa und Rabat. Der Atlantik ist heute sehr rauh – die
Gischt verschmiert uns immer wieder Brille und Visier. Auch die Klamotten und
die Moppeds bekommen jetzt den Rest! In Salé trinken wir noch eine Cola, sparen
uns aber die Besichtigung. Die Medinas gleichen sich eh alle. Weiter geht es über Khenitra nach
Larache, unserem Tagesziel. Es dämmert bereits, wir wälzen den Därr und
finden keine brauchbare Unterkunft. Wir beschließen, noch bis Asilah zu fahren.
In Asilah entscheiden wir uns für das
Hotel „Sahara“. Es ist ein kleines Hotel mit winzigen Zimmern, aber die
Sanitären Anlagen sind alle neu gemacht. Das Bett in unserem Zimmerchen macht
allerdings wirklich einen einladenden Eindruck und die Putzfrau wütet auch
gerade noch durch die Räumlichkeiten. Der Besitzer ist supernett und betüdelt
uns wie ein Herbergsvater. Eine Garage ist auch nebenan und wir brauchen uns
keine Gedanken um die Moppeds zu machen. Na, das war doch wieder mal ein
Volltreffer! 18.10.01 Nach einem kleinen Rundgang durch die
Medina von Asilah düsen wir ab Richtung Tanger – von hier nur noch 49
Kilometer. Mittags kommen wir in Tanger an. Nachdem wir uns vom höchsten Punkt aus „sattgesehen“ haben, begeben wir uns auf die letzte Etappe unserer Marokko-Reise – die restlichen 65 Kilometer bis Ceuta. Die Strecke ist superschön! Es geht mitten durch die Berge mit immer wieder herrlichen Ausblicken auf das Mittelmeer und im Hintergrund die Gebirge des spanischen Festlandes. Knapp 30
Kilometer sind recht holprig, weil die Straße neu gemacht wird – unsere
letzte „Piste“ hier! Wir durchqueren den letzten marokkanischen Ort und
kommen der spanischen Grenze immer näher. Beim Einbiegen auf die Küstenstraße
schließt sich unser Kreis. Bis zur Grenze sind es noch 2 Kilometer.
Es ist dasselbe Gewusel wie vor drei Wochen! Hunderte von Menschen, Taxis,
Eselskarren, und ein Schmutz – Wahnsinn! Wir fahren bis zu den Schaltern und
stellen erst mal in Ruhe die Moppeds ab. Ralf passt auf die Maschinen auf und
ich kümmere mich um den bürokratischen Teil. Von den zig Schleppern, die mir
schon wieder die Ausreisezettel unter die Nase halten, rede ich gar nicht mehr!
Ich lasse sie alle stehen – das schaffe ich auch so. Beim zweiten Schalter, „Réservé pour
étrangers“, bin ich richtig. Ich
bekomme meine Zettelchen, fülle sie aus und drücke sie mitsamt den Ausweisen
dem Beamten in die Hand. (Man ist ja mittlerweile „Ausfüll-Profi“!) Es
dauert – natürlich – eine Weile, weil man(n) ist ja wichtig und muss das
den dummen Touri auch spüren lassen. Endlich habe ich meine Stempelchen und wir
fahren wenige Meter weiter zum Zoll. Nun sind die Moppeds dran. Ich gebe die
hyperwichtigen grünen Zettelchen einem lässig dasitzenden älteren
Zollbeamten, der unsere Moppeds aus einer riesigen Kladde wieder austrägt. (Es
lebe das Zeitalter der EDV!) Dann grinst er uns plötzlich an, fragt, ob „Maroc
– bien“ wäre – wir versichern ihm natürlich, dass alles wunderbar ist
– und er macht zackzack seine Stempel drauf, unterschreibt, wir bekommen die
Durchschläge und sind durch! Wieder ein paar Meter weiter bis zur
spanischen Passkontrolle – aber die winken uns gleich durch. Wir fahren gleich zum Hafen, erhalten
unsere Bordkarten und reihen uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein.
Zurück nach Europa. Ende
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